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Zuckersucht: Warum essen wir so gerne süß?
Wir lieben Zucker! Allein unser Gehirn benötigt für seine Arbeit täglich 140 g Glukose. Im Gegensatz zu den Muskeln kann es nicht so leicht auf eine andere Energiequelle umschalten. Da liegt es nahe, dass uns unser Gehirn bei Stress, Heißhunger oder auch Langeweile immer an unseren Hunger auf Süßes erinnert.

Aber warum ist das so?
Hier spielen unsere Gene eine entscheidende Rolle. Obwohl wir in unserem Alltag nicht mehr vor Säbelzahntigern fliehen müssen, haben sich unsere Gene noch lange nicht umgestellt. Wir besitzen die Gene unserer Vorfahren. Auch unser Stoffwechsel ist immer noch dafür ausgestattet, täglich 10 bis 20 Kilometer zu gehen oder zu laufen. Für einen schnellen Sprint oder einen langen Spaziergang benötigen wir Energie. Diese Energie liefert uns Süßes in Form von schnell verfügbaren Kohlenhydraten. Dass dies für unseren heutigen Lebensstil nicht die gesündeste Art der Energieversorgung ist, interessiert unseren Körper dabei leider nicht.
Denn was passiert im Körper, wenn wir Stress haben? Es läuft ein Programm ab, das unser Überleben sichern soll. Durch die Ausschüttung von Stresshormonen gelangen wir in Alarmbereitschaft. In unseren Genen ist die „flight-or-fight-reaction“ fest verankert. Nur ist es so, dass wir in unserem modernen Leben selten mit Bewegung auf Stress reagieren. Wenn sich die Stressreaktion nicht in Bewegung entladen kann, die Stresshormone durch die Bewegung also nicht abgebaut werden, reagiert unser Körper mit Hunger auf Süßes. Denn immer noch ist in unserem Körper verankert, dass Stress mit einem Energieverbrauch verbunden ist. Diesen Verbrauch möchte der Körper am liebsten mit Süßem ausgleichen.
Man weiß aus vielen Untersuchungen, dass schon Babys eine Präferenz für den süßen Geschmack haben. Der Süßgeschmack wurde uns also in die Wiege gelegt. In der Zeit, als unsere Vorfahren noch als Jäger und Sammler unterwegs waren, war es natürlich sehr wichtig, energiereiches, ungiftiges Essen so schnell wie möglich zu erkennen. Dabei hilft der süße Geschmack: Denn giftige Pflanzen schmecken oft bitter und unreife Pflanzen eher sauer. Süß signalisiert bekömmlich und genau so schmeckt die Muttermilch. Der Geschmack „süß“ sicherte damals also unser Überleben.

Langeweile = Hunger auf Süßigkeiten
Gerade bei Kindern kennen wir die Verbindung Langeweile = Hunger auf Süßigkeiten. Bei Erwachsenen ist es eher die Lust auf Süßigkeiten nach der Arbeit auf der Couch. In beiden Fällen springt hier unser neurologisches Belohnungssystem an. Zucker sorg kurzfristig dafür, dass man sich emotional wohl fühlt. Zucker bereitet jedoch immer nur ein kurzes Glücksgefühl und setzt den Wunsch frei, sich wieder so zu fühlen. Gewöhnt sich der Körper an einen höheren Zuckergehalt in der Ernährung, bleibt das Glücksgefühl jedoch recht schnell aus. Das Gute ist, wer in der Situation versucht, auf Zucker zu verzichten, leidet nicht unter körperlichem Entzug, wie es bei anderen Suchtmitteln der Fall ist.
Daher kann jeder, der dies für sinnvoll hält, den Zucker in der Ernährung reduzieren. Das können ganz einfache Dinge sein, wie zum Beispiel keine gesüßten Getränke zu konsumieren. Auch keine „Diät“- oder „light“-Getränke mit Zuckeralternativen. Denn es geht hier vor allem darum, sich den Süßgeschmack langsam abzutrainieren. Getränk der Wahl sollte in der Regel Wasser sein. Ein weiterer Punkt ist, selber zu kochen und zu backen. Nicht nur Kuchen vom Bäcker, sondern auch viele herzhafte Fertiggerichte enthalten große Mengen an Zucker. Backst Du selber, kannst Du den Anteil an Zucker im Rezept gut um die Hälfte reduzieren bzw. durch eine andere Süße (z.B. Obst oder Trockenobst) ersetzen. Natürlich können für einen neuen Geschmack auch Zuckeralternativen (z. B. Panela- oder Kokosblütenzucker) gewählt werden. Aber auch Alternativen sollten in der Menge reduziert werden. Wie gesagt, auch herzhafte Fertiggerichte enthalten oft Zucker in Form von Dextrose, Melasse oder Maltodextrin. Wer rechnet damit, dass eine Salami Fertigpizza neben einigem Fett ca. 9g also 3 Würfel Zucker enthält?
Wer das Thema „Zucker reduzieren“ grundsätzlich angehen möchte, macht sich am besten darüber Gedanken, in welchen Situationen das Gehirn nach Süßem verlangt. Gerade in der Situation Langeweile empfiehlt es sich, nach einer Alternative Ausschau zu halten, die nichts mit Essen oder Trinken zu tun hat. Zum Beispiel Sport, spazieren gehen oder Musik hören kann das Belohnungssystem ebenfalls anregen.

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